Ulrike Kolb

geb. am 14. Juli 1942 in Saarbrücken

Portraitfoto der Autorin in ihrem Arbeitszimmer

Foto: Privat

Ulrike Kolb ist eine deutsche Prosaschriftstellerin, die in Berlin lebt, aus dem Saarland stammt und in einem ihrer Romane Erlebnisse aus ihrer Kindheit verarbeitet hat.

Sie wird geboren als Tochter des Fenner Marmeladen- und Süßwarenfabrikanten Erich Kolb, dessen Produkte („Fenner Harz“, „Becco“, „Lolly“) heute noch vielen Saarländern bekannt sind; der „Uli-Pudding“ wurde nach ihr benannt. Die Fabrik wird 1973 stillgelegt. Ulrike Kolb kommt in Saarbrücken zur Welt, da die Familie damals bei der Großmutter in Saarbrücken wohnt.

Mittlere Reife am Mädchenrealgymnasium in Saarbrücken, Abitur an einem Internat der Herrnhuter Brüdergemeine im Schwarzwald. Für zwei Semester an der Werkkunstschule in Saarbrücken, danach Haushaltsschule in Berlin und Sprachschule in London. Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin in Berlin und Studium der Pädagogik. Engagement in der Studentenbewegung. In Berlin Arbeit in Kinderladen und Jugendfreizeitheim.

Sepia Halbtotale der jungen Autorin mit zwei Zöpfen und einem gepunktetem Kleid

Ulrike Kolb, 1948. Foto: Fritz Mittelstaedt

Noch in Berlin, nach Umzug in Frankfurt am Main Studium Pädagogik, Psychologie, Soziologie. Arbeit an Fachschule für Kindergärtnerinnen und Kindertagesstätte und Jugendheim. Ab 1979 journalistisch tätig, u.a. für „Frankfurter Rundschau“ „Pflasterstrand“, Hörfunk. 1984 erste Buchveröffentlichung, eine Erzählung. Seitdem freie Autorin. Lebt seit 2010 wieder in Berlin.

Ulrike Kolb hat in bekannten deutschen Verlagen Erzählungen und Romane veröffentlicht, einer davon, „Schönes Leben“ (zuerst 1990) spielt im Umfeld der – namentlich nicht genannten – Fabrik ihres Vaters. Der Roman ist allerdings im Wesentlichen fiktional und nur punktuell autobiografisch. So sind nach Angaben der Autorin die Eltern von Lilly andere, als ihre es waren. Das Überkochen des Harzkessels in der Marmeladenfabrik (siehe Zitat in Völklingen-Fenne) sei tatsächlich passiert, aber von ihr fiktional beschrieben worden.

2006 hält Ulrike Kolb die Rede an die saarländischen Abiturienten.

2021 veröffentlicht die Autorin unter dem Titel „Erinnerungen so nah“ auf rund 220 Seiten ihre Autobiographie. Zu ihrem Roman „Schönes Leben“ heißt es hier: „Die intensiven Eindrücke, Düfte, Erlebnisse meiner Kindheit auf dem Fabrikhof wollte ich als Dichtung und Wahrheit zusammenbringen, als Fantasie, vermischt mit wirklichen Ereignissen. Dazu kam das Wissen, das ich inzwischen über die NS-Geschichte hatte. Einige Jahre brauchte ich, um den Roman nach vielen Recherchen zur saarländischen Geschichte zu Ende zu schreiben.“ Vollendet habe sie den Roman in Paris.

Die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und dem Antisemitismus hat Ulrike Kolb ihr Leben lang begleitet. Zunächst ist es ihr Interesse an alternativen Lebensformen, das sie in einen israelischen Kibbuz führt, von da an reist sie regelmäßig in das Land. Im Gespräch mit einem Israeli sagt sie: „Ich bin keine richtige Deutsche, ich bin eine Sarroise, und er, aber deine Familie hat die Nazis gewählt.“ (RP)