Johann Friedrich Wilhelm Pustkuchen

geb. 4. Febr. 1793 in Detmold, gest. 2. Jan. 1834 in Wiebelskirchen

seitliche Aufnahme der Statue vor grünen Hecken

Pustkuchendenkmal in Wiebelskirchen

Ein Pfarrer der Gemeinde Wiebelskirchen (der 27. seit der Reformation) sorgte für einen – zwar inzwischen weitgehend vergessenen – aber handfesten Skandal in der deutschen Literaturgeschichte: Johann Friedrich Wilhelm Pustkuchen (Pseudonym: Glanzow). In Detmold geboren, 1830 nach Wiebelskirchen gewechselt, Autor zahlreicher kirchenpolitischer Schriften und Kritiker des schon zu seiner Zeit eher unangreifbaren Dichterfürsten Goethe. Anfangs anonym parodierte Pustkuchen dessen „Wilhelm Meisters Wanderjahre“, was zu heftigen Debatten führte und auch Goethe nicht kalt ließ. Der reagierte gereizt und unflätig, nutzte natürlich den merkwürdigen Nachnamen für seine gereimten Tiraden. In der dritten und letzten Strophe eines nicht betitelten Gedichtes heißt es:

„Will der Pusterich nun gar
Pfaffenkuchen pusten,
Teufelsküchenjungenschaar
Wird den Teig behusten.““

Selbst im zweiten Teil des „Faust“ (Mephistopheles wendet sich zu den Satanen, Verse 11716 – 11720) lässt sich ein heftiger Seitenhieb auf Pustkuchen herauslesen:

„Nun pustet, Püstriche! – Genug, genug!
Von eurem Broden bleicht der ganze Flug. –
Nicht so gewaltsam! Schließet Maul und Nasen!
Fürwahr, ihr habt zu stark geblasen.
Daß ihr doch nie die rechten Maße kennt

Foto des Straßenschildes aus der FroschperspektiveDer in Wiebelskirchen (und nicht nur dort) geschätzte Kirchenmann – er war auch als Arzt aktiv, hatte sich u. a. um an Cholera erkrankte Menschen gekümmert – starb 1834 in seiner Wahlheimat an Masern, wurde auf dem ehemaligen Friedhof von Wiebelskirchen beerdigt. In dem heutigen Park steht noch sein Grabstein.

Ihm zu Ehren wurde unweit der evangelischen Kirche in einer kleinen Parkanlage auch eine Skulptur errichtet. Eine kleine Straße trägt seinen Namen. (RS)