Pirminius

Geburtsort und -jahr unbekannt gest. 3. November 753 in Hornbach (Kreis Pirmasens)

Klosterbischof der karolingischen Frühzeit

Wandgemälde

Abt Adalbert von Hornbach übergibt seinen Codex an St. Pirminius. Buchmalerei, Hornbacher Sakramentar um, 983Foto: wikipedia.org

Die Herkunft Pirmins ist ungewiss. Die älteste, von einem Hornbacher Mönch um 850 in Latein verfasste Lebensgeschichte des Heiligen beginnt mit Pirmins Aufenthalt als Bischof im “Kastell Melcis” (Meaux, östlich von Paris) unter Theuderich IV. (König des fränkischen Reiches 721 bis 737).
Diese “Vita S. Pirminii” gilt bei aller legendären Zutat als das “bedeutendste schriftliche Zeugnis über das Leben des Heiligen”. (Richard Antoni)

Nach ihr hat Pirmin an die zwölf Klöster gegründet bzw. erneuert. Darunter Schuttern, Gengenbach, Schwarzach, Murbach, Marmoutier (Maursmünster), Neuwiller-les-Saverne (Neuweiler). Die meisten von ihnen liegen im alemannischen Raum, im heutigen Elsass und in Baden.

Pirmins erstes Kloster ist wohl wegen seiner Lage auch das bekannteste: Mittelzell auf der Bodenseeinsel Reichenau wurde von Pirmin mit Unterstützung des Hausmeiers Karl Martell 724 errichtet. Bis dahin war – so die Vita – die “reiche Aue” von “ungewöhnlichen Würmern” und “gräßlichen Schlangen” bewohnt. Als Pirmin die Insel betrat, flüchtete die “schreckliche Brut” ins Schwäbische Meer. Weshalb der Heilige als Fürbitter angerufen wurde (wird?) gegen Schlangen und Ungeziefer und bei Vergiftung.

Nach heutigem Forschungsstand ist nur von drei Klöstern die Gründung Pirmins gewiss. Außer Mittelzell werden die ehemaligen Abteien in Murbach im Elsass (gegr. 727) und in Hornbach (gegr. 742) genannt. Darüber hinaus hat Pirmin viele bereits bestehende Klöster visitiert und reformiert. Wurden doch im 8. Jahrhundert die “heidnischen” Feste und Bräuche aus gallo-römischer Zeit wieder (oder noch) begangen. Sie auszumerzen gehörte zu den monastischen Aufgaben der Belehrung und Glaubenserneuerung. “Ihr sollt nicht Götzenbilder anbeten; besonders an Felsen und Bäumen, Ecksteinen, Quellen und Kreuzwegen sollt ihr keine Gebete und keine Gelübde darbringen”. Heißt es unter vielen weiteren Verboten im angeblich von Pirmin verfassten Pastoralbüchlein. Einige Felsreliefs haben sich, wenn auch sehr verwittert, bis heute erhalten.

Was Pirmins Mission auszeichnet, ist einmal die vom Straßburger Diözesanbischof erwirkte “große Klosterfreiheit”. Das bedeutete die höchstmögliche Eigenständigkeit der so genannten Mönchskirche (gegenüber der an Rom orientierten Bischofskirche), die neben dem Abt ihren eigenen, selbstgewählten Bischof – bzw. wie unter Pirmin – beide in einer Person hatte.

Zum anderen standen Pirmin und seine Gefährten in der Tradition des irofränkischen Mönchtums. Sie zogen in die Fremde, um als “peregrini propter nomen domini” (Pilger um des Herrn willen) das Evangelium zu verbreiten. Die Ortsgebundenheit war für sie kein Thema.

Pirmins GrabstättePirmin starb im Kloster Hornbach, er wurde bald nach seinem Tod als Heiliger verehrt. Infolge der Reformation befinden sich seine Reliquien seit 1576 in der Dreifaltigkeitskirche in Innsbruck. (GO)