Maria Bauer

geb. 6. Febr. 1898 in Kusel, gest. 4. Nov. 1995 in Kusel

Die promovierte Volksschullehrerin Maria Bauer schrieb über ihre kurze Zeit in Altheim (Blieskastel) und wurde später Globetrotterin.

Nach Kindheit und Schulzeit in ihrer Geburtsstadt Kusel meldete sich Maria Bauer mit Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig zum Sanitätsdienst. Zeitlebens prägende Erfahrung war der sie zutiefst erschütternde Tod eines schwer verwundeten Soldaten, den sie im Lazarett gepflegt hatte. Im gleichen Jahr 1914 begann sie in Speyer mit der Ausbildung zur Lehrerin, das Abschlussexamen legte sie 1917 ab. Es folgten nun mehrere Stationen, an denen sie im Schuldienst tätig war – unter anderem in dem heutigen Blieskasteler Stadtteil Altheim. Ihren Alltag dort im Zeichen des zu Ende gehenden Krieges beschreibt sie in ihrem Buch „Sieben Farben hat der Regenbogen‟ fest, das 1871 erschien. ZITAT

1923 zu Studienzwecken freigestellt, verließ Maria Bauer ihre Heimatstadt und zog nach München, um dort Pädagogik, Philosophie und Germanistik zu studieren. Parallel dazu legte sie auch das Abitur ab. An Wochenenden und während der Semesterferien unternahm sie regelmäßig Wanderungen in den Alpen und ließ sich als Bergsteigerin schulen. Bald hatte sie die Fertigkeit erlangt, die ihr die Besteigung von Dreitausendern – ohne Begleitung – ermöglichte. Nachhaltigen Einfluss auf Maria Bauer hatte der Philosoph Martin Heidegger, den sie während eines Semesters an der Universität Marburg kennenlernte. Ein Ergebnis dieser Begegnung war ihre Dissertation, die sie 1927 in München vorlegte. „Mensch sein heißt in der Zeit sein‟, lautete deren Thema. Das anvisierte Examen für eine Lehrtätigkeit am Gymnasium scheiterte freilich – ein weiteres Studienjahr blieb ihr wegen ihrer finanziellen Situation versagt.

Maria Bauer kehrte 1928 in die Westpfalz zurück und arbeitete fortan in Kusel als Volksschullehrerin. Ungebrochen blieb ihr Schaffens- und Reisedrang. Sie beherrschte verschiedene Instrumente wie Geige, Klavier und Orgel virtuos und besaß eine nicht minder eindrucksvolle Singstimme. Engagiert in der „Singbewegung“, die sich um Musik aus der Reformationszeit bemühte, organisierte sie Singwochen und Musikfahrten, die in viele europäische Länder führten. Zudem übernahm sie 1935 die Patenschaft über den deutschen Soldatenfriedhof Meuchin in Belgien. Bereits einige Zeit zuvor hatte sie sich in der Pflege von Kriegsgräbern, vor allem in Verdun und an belgischen Kriegsschauplätzen des Ersten Weltkrieges, engagiert. Ähnliche Verpflichtungen übernahm sie 1936 in Kronstadt (Rumänien) sowie 1938 in Sarajewo und Konstantinopel. 1942 fasste Maria Bauer den Entschluss, den Schuldienst vorübergehend zu quittieren und als „Soldatenheimschwester“ zu arbeiten. An vordersten Fronten des Zweiten Weltkriegs pflegte sie Verwundete.

Nach dem Krieg wieder zurück an der Kuseler Volksschule, wurde fortan das Reisen zur ihrer großen Leidenschaft. Maria Bauer avancierte zur Globetrotterin: 35 Jahre lang war sie unterwegs, und das stets ohne Begleitung. Als Reiseschriftstellerin und Vortragsrednerin blieb sie bis ins hohe Alter hinein gefragt.

Das Haus von Maria Bauer in der Landschaftsstraße, in dem sie zusammen mit ihrer ebenfalls ledigen Schwester wohnte, steht seit beider Tod leer und ist, obwohl ein bedeutendes Baudenkmal mit mittelalterlichen Bauteilen, wohl kaum noch vorm Verfall zu retten. Maria Bauer ist auf dem Friedhof in Kusel im Familiengrab der Familie Waldecker/Bauer beigesetzt. Das Grab ist erhalten. (MB)