Johannes Kirschweng

schwarz weiß Portrait des Autors

Foto: Privat

geb. 19. Dez. 1900 in Wadgassen, gest. 22. Aug. 1951 in Saarlouis, beerdigt in Wadgassen

Katholischer Priester und Schriftsteller aus Wadgassen, der sich in seinem umfangreichen Werk, geprägt vom Katholizismus, den Themen Heimat und Grenzland im saarländisch-lothringischen Raum gewidmet hat. Kirschweng war Heimatdichter, und zwar in einem eminent politischen und gesellschaftsbezogenen Sinn. Er wurde als „Priesterdichter“ und als „Grenzlanddichter“ bezeichnet, was seine Themenschwerpunkte sehr gut charakterisiert. Die turbulenten Jahre der saarländischen Geschichte nach dem Anschluss an Preußen 1815 und vor allem nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Zeit des halbautonomen Saarstaates werden bei Kirschweng so deutlich wie bei keinem anderen saarländischen Schriftsteller verarbeitet.

Johannes (lt. Geburtsurkunde Johann Philipp) Kirschweng wurde im Jahre 1900 als Sohn des Schlossers Philipp Kirschweng (1871-1950) und seiner Frau Luise geb. Mathieu (1876-1949) in Wadgassen geboren, einem Ort mit einer traditionsreichen Geschichte (Prämonstratenserabtei, Kristallerie). Die Geschichte der Vorfahren mit ihrer engen Verflechtung zum saarländisch-lothringischen Grenzraum und ihre Beziehung zur Glasindustrie prägten den Schriftsteller in seiner Beziehung zur Heimat und zum Grenzland. Er wuchs mit drei weiteren Geschwistern zuletzt in dem von seinem Großvater Mathieu erbauten Wohnhaus auf.

Statue vor dem Zeitungsmuseum Wadgassen

Nach dem Besuch der Volksschule von 1907 bis 1912 in seinem Heimatort war Kirschweng anschließend bis 1918 Schüler des Bischöflichen Konvikts und Gymnasiums in Trier. Den Eltern in einfachen Verhältnissen bot sich damit auf Anraten des örtlichen Pfarrers der gesellschaftliche Aufstieg eines ihrer Kinder. Der Weg in Richtung Priesterlaufbahn war so geebnet. Bereits in der Gymnasialzeit fiel Kirschwengs Talent zum Schreiben auf. 1913 und 1914 wurden seine ersten schriftstellerischen Arbeiten veröffentlicht. 1918 legte er die Notreifeprüfung ab und nahm noch einige Monate als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg studierte Kirschweng Philosophie und Theologie am Trierer Priesterseminar. 1924 erhielt er die Priesterweihe. Es folgten Kaplansjahre in Bernkastel an der Mosel (bis 1926) und anschließend bis 1933 in Bad Neuenahr in der Eifel. 1930 legte er sein Pfarrexamen ab, ohne jedoch jemals eine Pfarrstelle angetreten zu haben.

Von 1926 bis 1931 immatrikulierte sich Kirschweng an der Universität Bonn im Fach Theologie und beschäftigte sich auch mit den Fächern Deutsche und Französische Literaturgeschichte und Sozialwissenschaft. 1930 brach er das Studium aus Gesundheitsgründen ab. Ein Studienkollege aus dieser Zeit, der Literaturwissenschaftler Benno von Wiese, war von der starken persönlichen Wirkung Kirschwengs beeindruckt: „Dem liebenswürdigen Charme, der Bezauberung, die von ihm ausging, konnte sich niemand entziehen. Als Kaplan in Bad Neuenahr umgab ihn ein lyrisch geselliges, auch humoristisches Fluidum, das wohltuend und tröstend war.“ (zitiert nach Embach, Trierer Literaturgeschichte. Die Neuzeit, S.292)

Vom Priester zum freien Schriftsteller

Bereits während seiner Zeit als Kaplan wandte sich Kirschweng verstärkt der Schriftstellerei zu. Konflikte mit der Bischöflichen Behörde blieben auf Grund seiner schriftstellerischen Neigung und seiner schwärmerischen Phantasie (Hubert Ries, in: Trierer Biographisches Lexikon, S. 220f.) nicht aus. Er hatte zudem mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Eine neue Stelle als Kaplan in Saarbrücken trat Kirschweng dann 1933 offiziell aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an. Er wurde als Priester auf Dauer beurlaubt und zog sich als freier Schriftsteller und Privatgeistlicher in sein Elternhaus nach Wadgassen zurück, wo er bis zu seinem Tode lebte. Die Einnahmen aus seiner schriftstellerischen Arbeit ermöglichten ihm die Finanzierung seines Unterhaltes und die Unterstützung seiner Familie. Kirschweng blieb bis zu seinem Lebensende Priester. Er hielt regelmäßig Gottesdienst in seiner Heimatpfarrei und half bei Bedarf als Priester aus.

Abbildung des Blocks auf dem Statur sitztZu dem umfangreichen Werk Kirschwengs gehören fünf Romane sowie Erzählungen, Novellen, Essays, Feuilletons, meditative Betrachtungen, aber auch Gedichte und Märchen. Kirschweng arbeitete auch als Literaturhistoriker. Als Literaturkritiker arbeitete er u.a. für die Zeitschriften „Hochland“ und den „Literarischen Handweiser“, erschienen im Herder-Verlag. Für die Zeit der Weimarer Republik gilt Kirschweng als Vertreter der breiten anti-intellektuellen, konservativen Strömung.

Sein Nachlass muss als verschollen gelten.

Bereits 1928 war Kirschwengs erstes Buch („Der Überfall der Jahrhunderte“), eine autobiographisch geprägte Novelle, erschienen. Nach Günter Scholdt (Grenze und Region, S. 89) handelt es sich um die „mystische Verschlüsselung eines autobiographischen Leidens“, das sich bei Kirschweng aus der inneren Verhaftung bei gleichzeitiger äußerer Distanzierung zur katholischen Kirche ergab.

Priester und Schriftsteller, das war im Bistum Trier nichts Außergewöhnliches, Kirschweng stand nicht alleine da. Für Michael Embach (Trierer Literaturgeschichte. Die Neuzeit, Trier 2015) scheint das Phänomen der „Priesterdichter“ für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts durchaus symptomatisch gewesen zu sein, möglicherweise angespornt durch erfolgreiche geistliche Autoren des vorangegangenen Jahrhunderts. Zu den geistlichen Schriftstellern zählte auch Johannes Mumbauer (1867-1930), der in dem Saarlouiser Hausen Verlag eine eigene literarische Reihe betreute und mit dem Johannes Kirschweng in Verbindung stand. Kirschweng unterstützte ihn bei seinen literaturhistorischen Arbeiten. Die „Priesterdichter“ wollten neben einer Erneuerung der katholischen Kirche den Katholizismus auch als eine gesellschaftliche und politisch ambitionierte Kraft ausweisen, so dass viele der Schriftsteller im „Zentrum“, der politischen Partei des Katholizismus, ihre politische Heimat fanden. Der Katholizismus ist eine der prägenden Faktoren in Kirschwengs Arbeiten.

1931 kam eine erste Sammlung von Erzählungen unter dem Titel „Aufgehellte Nacht“ heraus, worin sich Kirschweng auch als Meister dieser Gattung zeigte.

Das wachsende Reich

Kirchwengs Werk ist neben dem Katholizismus auch stark von der Verwurzelung in seiner Heimat, dem saarländisch-lothringischen Grenzraum und dem deutsch-französischen Konflikt in diesem Raum geprägt. Die politische Sonderrolle des Saargebietes/Saarlandes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmte den Inhalt vieler Werke Kirschwengs mit. Der Schriftsteller betätigte sich bei der Saarabstimmung vom 13. Januar 1935, bei der über die Zukunft des 1920 vom Deutschen Reich abgetrennten Saargebietes (mit den Optionen: zurück zu Deutschland, Anschluss an Frankreich oder Status Quo [weiter unter der Verwaltung des Völkerbundes]) entschieden wurde, auf der Seite der Deutschen Front. Diese Vereinigung der für Deutschland votierenden (aufgelösten) Parteien – darunter auch das Zentrum – trat unter Führung der NSDAP vehement für die Rückkehr zu Deutschland ein. 90 Prozent der Abstimmungsberechtigten folgten ihr. Ihre Motive für den Anschluss an das von den Nationalsozialisten beherrschte Deutschland waren sehr unterschiedlich und bedeuteten nicht unbedingt eine Unterstützung des NS-Regimes. Kirschweng ist der Verfasser eines „Saarkampfliedes“ („Deutsch ist das Land, das Volk an der Saar“, vertont von Gustav Kneip), das am 6. Mai 1934 als propagandistische Einstimmung zur bevorstehenden Saarabstimmung erstmals von allen deutschen Sendern gespielt wurde. In Wadgassen soll er als Kulturwart der Deutschen Front tätig gewesen sein.

1935 erschien Kirschwengs erster Roman, „Das wachsende Reich“. Das Werk ist stark nationaldeutsch geprägt mit „einem bisweilen pathetisch wirkenden Ton“, ist aber nicht repräsentativ für das Gesamtwerk. Für diesen Roman erhielt Kirschweng 1935 den Kurt-Faber-Literaturpreis im Rahmen einer Veranstaltung der Reichskulturkammer, benannt nach einem nationalsozialistischen Schriftsteller. Für Kirschweng war das „wachsende Reich“ keineswegs das nationalsozialistische Dritte Reich, sondern er sah das kommende Dritte Reich „als eine politische Idealvorstellung einer zeitgemäßen Wiedergeburt des mittelalterlichen Reiches“. Während seine Werke nach 1933 zunächst der völkisch-nationalen Literatur zuzuordnen sind, geht Kirschweng seit dem Ende der 1930er Jahre auf Distanz zur nationalsozialistischen Ideologie.

In „Feldwache der Liebe“ (1936) feierte Kirschweng die deutsch-französische Aussöhnung und in „Die Fahrt der Treuen“ (1938) verurteilte er die kirchenfeindliche Politik der Französischen Revolution. Seine Kritik galt aber in Wirklichkeit der nationalsozialistischen Politik.

Von 1937 bis zum Verbot des Trierer Bistumsblattes „Paulinus“ 1938 war Kirschweng dessen fester Mitarbeiter, um auch nach 1946 für das Bistumsblatt und den Paulinuskalender zu arbeiten. Mit seiner Serie „Aus dem Heldenbuch der Kirche“ (1937) über große Kirchenlehrer und Märtyrer stellt er dem Helden der herrschenden Ideologie einen anderen Heldentyp entgegen, die Hagiographie dient Kirschweng zur Zeitkritik.

2022 veröffentlicht der Saarbrücker Geistkirch Verlag eine Auswahl aus rund 100 wiederentdeckten Feuilletons, die Kirschweng zwischen Juli 1941 und Mai 1944 für die Kölner Zeitung „Der neue Tag“ geschrieben hat. Laut Herausgeber Manfred Moßmann wird durch das Bekanntwerden dieser Texte das bislang bekannte Bild des Schriftstellers „um einige interessante Facetten erweitert“: „Neben jahreszeitlich geprägten Betrachtungen und scheinbar belanglosen Reflexionen über die kleinen Dinge des täglichen Lebens greift Kirschweng, mit dem Fortschreiten des Krieges, auch Themen auf, die einen deutlichen Bezug zur Realität des Zweiten Weltkriegs erkennen lassen.“ Manche Textpassagen hätten „von einem dafür empfänglichen Rezipienten durchaus als Kritik am Nationalsozialismus“ gelesen werden können.

Die Saarländer als inbrünstige Daheimbleiber

Inschrift der Statur „Johannes Kirschweng, 1900-1954“Der 1939 erschienene Roman „Der Neffe des Marschalls“, in dem ein (fiktiver) Neffe des französischen Marschalls Michel Ney aus Saarlouis in dem saarländischen Dorf Beaumarais auftaucht, verkündet eine deutsch-französische Utopie. Kirschweng erinnert an die Zeit des alten Lotharingien, jenes durch die Reichsteilungen in der Nachfolge Karls des Großen entstandenen Zwischenreichs, zu dem der saarländisch-lothringische Raum gehörte, ja sogar im Mittelpunkt lag. „Dieser verschrobene Neffe, der mit Wehmut an die große Zeit des Korsen zurückdachte wie der berühmte Grenadier Heinrich Heines, hatte merkwürdige Visionen, wenn der Westwind sich zum Sturm aufblähte. Dann glaubte er, die Hengste des alten Zwischenreichs Lotharingien wiehern und durch die Nacht galoppieren zu hören.“ Diese seien „jedoch einmal keine Streithengste, sondern segensreiche Boten des Friedens“, wie es Günter Scholdt (Grenze und Region, S.87) formuliert hat. Der Zweite Weltkrieg zeigte jedoch ein anderes Bild.

Nach Scholdt ist „Der Neffe des Marschalls“ der Höhepunkt des literarischen Schaffens von Kirschweng. Mit zeitkritischer Mahnung wird die Handlung in die Zeit zwischen Napoleon I. und der Julirevolution von 1830 verlegt, „eine Epoche, die gleichfalls politische Systemwertungen purzeln ließ und reichlich Gelegenheit bot, Verhaltensweisen und Gesinnungstreue und Anpassungsbereitschaft exemplarisch zu studieren“. Es geht um die Identitätsfindung nicht nur des Neffen, sondern der ganzen Region. Es geht auch um die „selbstbewußte Wahrung heimatlicher Interessen zwischen preußischen Ansprüchen und französischen Gewohnheiten. Gemäß seiner Lotharingien-Utopie beansprucht Kirschweng eine gewisse Mittlerrolle der Region zwischen den Kulturen, lehnt zentralistische Bevormundung ab und empfiehlt weltpolitische wie militärische Bescheidung, kurz: Absage an die Herrschaft aus Berlin, soweit sie sich landes- und mentalitätsmäßig als unkundig erwies.“ Hier fällt auch die Charakterisierung der Saarländer als „Rasse von inbrünstigen Daheimbleibern“. ZITAT

Auch in der Novelle „Der Kathedralenläufer“ vertritt Kirschweng die Idee einer (zumindest kulturellen) Renaissance des alten Lotharingien.

Kirschweng lieferte in der nationalsozialistischen Zeit keine literarischen Zeugnisse an das herrschende Regime. Nach dem Urteil der Zensur gehörte er zu den unerwünschten Autoren. Noch 1944 wurde Kirschweng zur Wehrmacht eingezogen. Heimatnah als Dolmetscher eingesetzt, konnte er in seinem Elternhaus übernachten.

Zwei Vaterländer

Nach dem Krieg verhängten die Franzosen, die nach Kriegsende ab Juli 1945 als Besatzungsmacht an die Saar gekommen waren, entgegen der Erwartung keine Sanktionen gegen Kirschweng,. Sicherlich kam ihm zugute, der es sich in seinen späteren Werken während der nationalsozialistischen Herrschaft für die deutsch-französische Aussöhnung eingesetzt hatte.

Nach dem Krieg unterstützte Kirschweng den politischen Kurs des CVP-Politikers Johannes Hoffmann, der für einen eigenen Saarstaat in enger wirtschafts- und währungspolitischer Angliederung an Frankreich eintrat. In Kirschwengs Bekenntnisschrift „Bewahrtes und Verheißenes“ (1946) sahen viele die „geistige Begründung des saarländischen Separatismus“. Während Kirschweng hier seine Haltung zur Nachkriegssituation und sein Verhältnis zu Frankreich beschrieb, wurde dies von seinen bisherigen nationalbewussten Anhängern als Verrat betrachtet. Das Bild von Kirschweng in der Öffentlichkeit war gespalten.

Kirschweng vertrat die Idee der europäischen Integration als Ziel der Europapolitik. Die Weiterentwicklung zu einem „Europäischen Statut“ für das Saarland, über das 1955 im Saarland eine Volksbefragung abgehalten wurde, und dessen Ablehnung durch die Mehrheit der Wahlberechtigten und die Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland 1957 erlebte Kirschweng nicht mehr.

In dem Roman „Der Schäferkarren“ (1948) beschrieb Kirschweng nochmals das Land an der Grenze, das Land der heiligen Oranna, Saarland und Lothringen (das deutschsprachige), vor allem deren bäuerlich geprägte Gaulandschaften. „Die Personen des Romans ignorieren ganz ruhig die Grenzen und scheinen als Devise das Wort der Schrift zu haben: Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Kirschweng schrieb: „Und zwei Dinge habe ich – unter anderem – von ihm [seinem Großvater] geerbt: eine unerbittliche Abneigung gegen alles preußische Wesen und eine tiefe Liebe zu dem sanften, menschlichen Land im Westen. Ich habe bis in die Tage der Nazigreuel hinein nie daran gedacht, dass ich etwas anderes sein könnte als ein Deutscher. Aber das Wort, das irgendjemand irgendeinmal geschrieben hat, jeder Mensch habe zwei Vaterländer: das eigene und dann Frankreich, dieses Wort hat für mich immer eine besondere Realität gehabt. Und so geht es vielen hier im Westen und zumal in meiner Heimat.“ In dem Roman zeigt sich aber bereits eine gewisse Resignation Kirschwengs. Es bedrückte ihn die Erkenntnis, den Lauf der Geschichte nicht beeinflussen zu können.

Pater Lorson, der unter dem Pseudonym René Baltus schrieb und sich ebenfalls für die europäische Idee einsetzte, schilderte Johannes Kirschweng in seiner „Umfrage …: Das Saarland. Realitäten und Probleme. Teil IX. Ein saarländischer Schriftsteller: Johannes Kirschweng“ wie folgt: „Wir sehen in diesem Bekenntnis die Haltung eines freien Mannes, der begriffen hat, dass die Stunde des Hypernationalismus vorbei ist und dass die der Union Europas begonnen hat. Das ist ein kostbares Zeugnis, das uns alle inspirieren kann.“ (zitiert nach http://peter-burg.de/wadgasser-geistliche/johannes-kirschweng/ein saarlaendischer-schriftsteller)

Kirschweng gilt als typischer Grenzlanddichter, der seine lothringisch-saarländische Heimat zu einem literarischen Thema von breiter Akzeptanz machte. Kirschwengs Herkunft aus einfachen Verhältnissen und seine tiefe Gläubigkeit bestimmten sein Werk. In seiner ersten Schaffensperiode prägten mehr theologische Themen sein Werk, in der zweiten das deutsch-französische Verhältnis. Seiner Heimat, seinem Heimatort Wadgassen und der ehemaligen Prämonstratenserabtei Wadgassen schenkte er ein besonderes Augenmerk.

Kurz vor seinem Tode war Kirschweng Mitbegründer des „Verbandes saarländischer Autoren“ und wurde dessen erster Vorsitzender. Bei Radio Saarbrücken war Johannes Kirschweng von 1948 an in vielen Sendungen zu hören. Seine eigene Reihe nannte sich „Von Mensch zu Mensch“. (→ Audio) Er war Mitglied des Verwaltungsrates des Senders.

Der Verein für Kultur und Geschichte im Raum Bisstal e. V. gab von 1974 bis 1986 im Saarbrücker Verlag „Die Mitte“ unter dem Titel „Johannes Kirschweng. Gesammelte Werke“ eine elfbändige Gesamtausgabe heraus, die sich auch mit dem Leben des Schriftstellers (Kurzbiographie aus der Hand von Josef Burg) beschäftigt und eine Bibliographie von Lorenz Drehmann enthält. Diese enthält alle selbständig und unselbständig erschienenen und unveröffentlichten Beiträge von Johannes Kirschweng. Hinzu kommt eine Zusammenstellung des Schrifttums zu Leben und Werk von Johannes Kirschweng. Die Bibliographie zeigt die Anerkennung des Schriftstellers in der Öffentlichkeit.

Seit dem Erscheinen der Gesamtausgabe tauchen vereinzelt noch bisher unbekannte Texte von Kirschweng auf. Weitere Literatur findet sich in der Saarländischen Bibliographie (über www.sulb.uni-saarland.de).

Die Gesamtausgabe führte zu einer Wiederentdeckung Kirschwengs, der nach Angaben der Herausgeber „in der Vergangenheit der saarländische Autor mit der größten Ausstrahlungskraft im deutschen Kulturraum gewesen ist.“ (Gesamtausgabe Band XI). In den Kommentaren zur Gesamtausgabe wird Kirschweng als der „Klassiker des Saarlandes“ bezeichnet. „‘Weil über allem Elend dieser Zeit die Heimat steht‘. Literatur und Politik im Werk von Johannes Kirschweng“ – unter diesem Titel veröffentlichte Frank Steinmeyer 1990 seine Saarbrücker Dissertation (Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft; Bd. 21, St. Ingbert 1990). Kritisch untersucht er die Haltung Kirschwengs an Hand seiner Werke und weiteren Zeugnissen zu den politischen Ereignissen der Saargeschichte und sucht nach Erklärungen für das manchen Zeitgenossen unkritische und nicht nachvollziehbare Handeln des Autors. (HG)