Karl Schwingel

geb. 4. Februar 1901 in Trier, gest. am 7. Oktober 1963 in Ottweiler

Foto: Privat

Verbrachte seine Jugendzeit in Saarbrücken, besuchte in Ottweiler das evangelische Lehrerseminar, wo er 1921 seine erste Lehrerprüfung bestand. Ab 1925 im Schuldienst an verschiedenen Orten des Saarlandes: als Junglehrer in Ottweiler, als Rektor in Wiebelskirchen und anschließend in Saarbrücken-St. Arnual. Entwickelte schon früh sein Interesse für die regionale Landeskunde. „Er kümmerte sich um die mündliche Überlieferung, vertiefte sich in Sprache und Brauchtum unseres Volkes, hatte mit unendlichem Fleiß das saarländische Bauernhaus erforscht, beschäftigte sich mit der Bevölkerungs- und Territorialgeschichte vor allem des Ottweiler Raumes und …der Rechts- und Verfassungsgeschichte des Saarlandes…“ (Kurt Hoppstädter). Wirkte in verschiedenen Institutionen zur Landeskunde und Landesgeschichte mit, auch als Herausgeber entsprechender Publikationen u. a. „Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend“; Mitbegründer der „Saarbrücker Hefte“ und deren Schriftleiter von 1955-1963. Schrieb Gedichte, vornehmlich in Ottweiler Mundart. (RS)

Im Sommer 2022 veröffentlichen die „Saarbrücker Hefte“ (Nr. 125) einen Beitrag unter dem Titel „Karl Schwingel, der erste Chefredakteur der ‚Saarbrücker Hefte‘, als NS-Aktivist“. Verfasser ist der Historiker Hans-Joachim Hoffmann, der 2020 ein Buch über die NS-Zeit in Ottweiler veröffentlicht hat („Verwirrende Wege“).

Im Vorfeld der Volksabstimmung vom 13. Januar 1935 engagiert Schwingel sich für den Anschluss des Saarlandes ans Dritte Reich; Zitate, die Hoffmann anführt, belegen Schwingels Nähe zur NS-Ideologie. Kurz nach der Abstimmung, die in seinem Sinne ausgegangen ist, tritt er der SA und der NSDAP bei. Er übernimmt mehrere Ämter im NS-Kulturbetrieb, fungiert beispielsweise als Reichsbeauftragter für die Reichsschrifttumskammer. Nachdem er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist, will er seine Tätigkeit als Lehrer wieder aufnehmen. Gegen die im Epurationsverfahren zunächst erfolgte Beurteilung „Untragbar für den Schuldienst“ legt Schwingel erfolgreich Berufung ein und wird 1949 in den saarländischen Volksschuldienst eingestellt. Er engagiert sich als Heimatkundler und wird u.a. Chefredakteur der 1955 gegründeten „Saarbrücker Hefte“. Hans-Joachim Hoffmann bescheinigt Schwingel, dass seine heimatkundlichen Arbeiten unsere Kenntnisse zu Entwicklungen im lokalen und regionalen Raum bereichern, regt aber gleichzeitig eine ideologiekritische Untersuchung darüber an, ob die „Saarbrücker Hefte“ unter seinem Einfluss in ihrer Anfangsphase „die Renazifizierung im Kulturbereich förderten“. (RP)