Hans Eckert

geb. 1. Okt. 1938 in Saarbrücken, gest. 7. April 2004 in Saarbrücken

schwarz weiß foto des autors während er vorliest

Foto: Florian Brunner

Hans Eckert war ein Saarbrücker Lehrer, der seit den 1980er Jahren eine Reihe von dezidiert politischen Erzählungen veröffentlichte.

Eckert ist ab 1959 im Schuldienst an Grund- und Hauptschulen und Gymnasien. Zwischen 1970 und 1974 wirkt er im Tschad und in der Côte d’Ivoire als Deutschlehrer an Gymnasien, danach am Otto-Hahn-Gymnasium in Saarbrücken.

In einer autobiografischen Notiz schreibt er: „Еinen Tag nach dem Münchener Abkommen geboren, das vorgeburtliche politische Signal eingesenkt ins Gedächtnis, politisch initiiert im Kampf um die Rückkehr der Saar in ein demokratisches Deutschland, als Wanderlehrer auf pädagogischer Safari von saarländischen Dörfern und Kleinstädten bis zur Megapolis N.Y.N.Y. und zurück, vom Tschad bis zur Elfenbeinküste und zurück nach Saarbrücken, von wo aus er reist und schreibt.

Eckert ist als Autor sehr produktiv, auch wenn seine Bücher meist in geringer Auflage quasi im Selbstverlag erscheinen. Von der Literaturkritik wird er kaum beachtet, seine Gedichte sind in der Form konventionell, oft im Heinrich-Heine-Ton gehalten. Aber ob in Gedicht oder Prosa, Eckert ist immer politisch: deutsch-national, anti-links, für Toleranz gegenüber fremden Kulturen werbend, kritisch gegenüber dem saarländischen Hang zur Harmonie.

Eckert veröffentlicht mehrere Bücher zum Thema Afrika. Im Vorwort zu den Reiseimpressionen in „Von Berlin bis nach Timbuktu“ erläutert er seine Absicht, „durch Beschreibungen und Vergleiche den Menschen meiner Heimat Afrika näherzubringen. Es geht dabei um Kennenlernen des Fremden und um die Erkenntnis, wie notwendig der Abbau von Vorurteilen ist, auch gegenüber Ausländern, die bei uns leben.“

schwarz weiß Bild des Demonstrations-plakates

Eckert Hans (links) bei einer Demo vor dem Elternhaus von Erich Honecker, Wiebelskirchen. Foto: Privat

Intensiv befasst er sich auch mit dem Schicksal der Juden in Europa. Das Buch „Jerusalemstein“ ist Reflex zweier Reisen 1983 und 1986 durch Israel mit der Christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes. In „Die Visionen des Aaron von Illingen“ verbindet er eine Erzählung über die Juden in der saarländischen Gemeinde Illingen aus dem frühen 18. Jahrhundert mit den Ereignissen vom November 1938 („Reichskristallnacht“) im Saarland. Im Vorfeld führt er über hundert Interviews mit Zeitzeugen.  

Seinen „Мoritaten für Saarländer“ schickt er die Bemerkung voraus: „Еs hat den Anschein, als hätte das Saarland vorwiegend solche Gestalten hervorgebracht, die in kritischen Momenten der Geschichte, wo sie durch richtige Entscheidungen in das Rad derselben hätten (ein)greifen können, genau das Verkehrte getan haben: der Marschall Ney und sein Kaiser Napoleon, der General Lettow-Vorbeck und der Kapp-Putsch, Franz von Papen und Hitler, Erich Honecker und der Bau der Berliner Mauer.“ Erich Honecker und die Berliner Mauer sind auch Gegenstand in der Titelgeschichte von „Septemberbesuch“, die Bezug nimmt auf den Besuch des DDR-Staatsratsvorsitzenden in seinem Heimatort Wiebelskirchen am 9. September 1987.

„Raus aus der Saar!“ befasst sich mit den Ausweisungen aus dem Saarland von 1946 bis 1953 unter der Regierung von Johannes Hoffmann, laut Eckert „ein trübes Kapitel unserer Heimatgeschichte, verdrängt und vergessen, literarisch nie aufgearbeitet, entsprechend dem typisch saarländischen Bedürfnis nach ‘Harmonie’“. Auch die seiner Mutter gewidmete Novelle „Die Querulantin“ will „Kontrastprogramm“ sein zu „nostalgischer Saarlandtümelei als Teil saarländischer Identität“.

„Das Himmelfahrtsschaf“ gibt Einblick in das multikulturelle Milieu von Behren-Cité, einer ehemaligen Bergarbeitersiedlung in Forbach, direkt hinter der deutsch-französischen Grenze bei Saarbrücken, einem Ghetto für Arbeiter aus Nordafrika, Beispiel für gescheiterte Integration. (RP)
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siehe auch Saarlouis, Exkurs „Michel Ney in der Literatur“