Fritz Schneider

geb. 05. Juli.1904, gest. 1973

Ausgerechnet über das Leben dieses populären und bei vielen aus den älteren Generationen bis heute unvergessenen Mundartautors der Nachkriegszeit ist beklagenswert wenig in Erfahrung zu bringen, da die zugänglichen Quellen allenfalls als vereinzelte Rinnsale tröpfeln; so z.B. ein Nachruf von Wolfgang Kölling in der „Saarbrücker Zeitung“, der wenigstens kleine Ergänzungen enthält.

Fritz Schneider stammte wohl aus Saarbrücken, vielleicht auch aus dem näheren Umland. Gesichert ist immerhin seine leitende Funktion in der „Lolly Werke Erich Kolb KG“ in Völklingen-Fenne. (Siehe dazu auch Ulrike Kolb)

Bis zur Stilllegung 1972 produziert diese Fabrik neben einem breiten Sortiment an Süßwaren auch den (anderswo Rübenkraut genannten) saarländischen Traditions-Brotaufstrich „Fenner Harz“. Aus ihm leitet Fritz Schneider sein Dichter-Pseudonym „Es Haazfritzje“ ab. Da unter diesem Namen schon im Herbst 1946 in der „Saarbrücker Zeitung“ sein „Zuckerrübendrama“ zu lesen ist, darf man wohl unterstellen, dass zu dieser Zeit seine Laufbahn in der Fabrik bereits begonnen hat.

Sein schon zuvor entstandenes erstes Buch allerdings hat mit dieser Kunstfigur nichts zu tun. Es entstand schon im November 1945 und enthielt Gedichte, die er verfasst hatte im Kriegsgefangenenlager in Thorn, aus dem er kurz zuvor entlassen worden war.

„So lebt denn wohl, Baracken,
Ihr hinter Stacheldraht!
Die engen Schranken fallen,
Es weitet sich der Pfad. …

Ich mag nicht weiterdenken.
Soll kommen, was da mag!
Ich ahne nur die Heimat
In einem neuen Tag …“

 

Krank kommt er nach Hause, seine Habe ist dem Bombenkrieg zum Opfer gefallen. Der eigentliche Berufswunsch – Dichter und Schriftsteller – ist und bleibt eine Illusion, ein neuer Beruf muss gefunden werden. Dies immerhin gelingt offenbar.

Die literarische Betätigung neben dem Brotberuf macht ihm trotzdem Spaß. Sie bleibt also sein „Steckenpferd“ und ist auch alles andere als erfolglos.

Seine Mundartdichtung, möglicherweise auch sein Leben, stellt er unter ein Motto, das er in Gedichtform beiden Mundartbüchern voranstellt: „Loss dich bloss nit unnerkrien!“ ZITAT

Sein zweiter Gedichtband, nun als „Haazfritzje“ in Mundart verfasst und offenbar im Eigenverlag veröffentlicht, hat ein ungleich größeres Echo und macht ihn zum Begriff. Irgendwann in diesen Tagen beginnt wohl seine Arbeit für Radio Saarbrücken. Da die Programme zu dieser Zeit fast ausschließlich aus Live-Sendungen bestehen, bei denen keine Autorennamen genannt werden, rechnet das Publikum die Gedichte der Einfachheit halber den Stimmen zu, die sie vortragen.

Im Jahr 1959 feiert Saarbrücken den 50. Jahrestag der Vereinigung der Saarstädte zur Großstadt und schreibt zum Jubiläum einen Wettbewerb aus. Fritz Schneider erringt mit seinem Lobgedicht auf die Jubilarin den dritten Preis nach Lina Kloß und Auguste Rohr.

Das zweite Buch erscheint 1962, diesmal bei einem Verlag aus Kirchheimbolanden.

Über viele Jahre hin pflegt er auch ein weiteres Steckenpferd. Als Karnevalist geht er als „Literat“ der Brebacher Karnevalsgesellschaft „So war noch nix“ und als „Mephisto“ in die Bütt. Man erinnert sich gern seiner Reden, die er „mit Pfiff, Geist und voll hintergründiger Ironie“ hält, wie Mit-Fastnachter Kölling hervorhebt.

Sein viertes und letztes Buch (1969) gilt Texten, die er als „Hausdichter“ für die SR-Sendung „Allerhand für Stadt und Land“ mit Fritz und Gerdi Weissenbach verfasst hat. Wann genau die hier versammelten Texte (weit überwiegend in „gemäßigtem“ Hochdeutsch) verfasst wurden, ist nicht vermerkt, es gilt aber als gesichert, dass diese Zusammenarbeit von den 1950ern bis in die 1970er bestand.

Dass „es Haazfritzje“ sich schon vor Jahrzehnten mit Themen befasste, die auch heute noch aktuell sind, ist sicher ein Grund, ihn auch heute noch mit Vergnügen zu lesen. ZITAT

Peter Eckert