Carl Schumann gen. „Leimpann“

geb. 03. Mai 1872 in Saarbrücken, gest. 13. Okt. 1943 in Saarbrücken

Dieser Schreinermeister Carl Schumann ist zwar bekanntester Träger des seltsamen Beinamens „Leimpann“, „verdient“ hat ihn sich aber sein Großvater. Näheres berichtet er in „Geschichten vom alten Meister Leim“ (abgedruckt im Saarkalender 1925): Ein Sohn des letzten fürstlichen Hofmusikers (also lange her) bringt seinen Kontrabass in die Werkstatt. Einige Teile haben sich gelöst und müssen neu verleimt werden. Großvater Schumann trennt und säubert die Teile und verleimt sie zur Zufriedenheit des Auftraggebers, der am Abend wieder musizieren will. Inzwischen gibt es Streit in der Werkstatt, weil der Meister die Gesellen, seine Söhne, beschuldigt, sie hätten das dreibeinige Leimgefäß verschlampt. Alles klärt sich, als der Musiker tags darauf den unbrauchbaren Klang des Instruments bemängelt. Die vermisste Leimpfanne steckt im verleimten Bass. Den Spottnamen „Leimpann“ trägt die Familie schon nach kurzer Zeit aber als Markenzeichen und Ehrentitel.

Carl Schumann gilt nach Friedrich Schön als einer der Saarbrücker Mundartpioniere des frühen 20. Jahrhunderts. Leider gilt auch für ihn, dass selbst sonst gut unterrichtete Quellen kaum biografische Daten nennen.

Die 1933 erschienene Anthologie „Unser scheen frehlich Saar“ ist mit 57 seiner Gedichte die wohl ergiebigste Sammlung (deren Umfang durchaus für einen eigenständigen Band ausgereicht hätte).

Anders als der Buchtitel vermuten lässt, folgen größtenteils eher besinnlich-romantische Betrachtungen dem Jahreslauf, haben z.B. Natur und Familiäres zum Inhalt, mitunter klingt Vaterländisches an. ZITAT

Seine einzige selbstständige Veröffentlichung, das schmale Bändchen „Alte Gassen – Gereimtes und Ungereimtes“ (1927) enthält großenteils auch schriftdeutsche Prosa.

Weitere Beiträge von ihm, je nach Typ in Schriftdeutsch oder Mundart, finden sich in Jahrbüchern wie „Saarkalender“ und „Der Bote von der Saar“. Darüber hinaus soll er auch zahlreiche Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträge verfasst haben.

Neben einer Vielzahl an unterhaltenden, anekdotischen, gelegentlich auch autobiographischen Texten stammen von ihm auch heimatkundliche Berichte und politische Stellungnahmen zum Saarproblem in der Völkerbundzeit nach dem Ersten Weltkrieg.

Zwei Bühnenstücke („Der Vetter Louis …“ und „Großmutters Stübchen“) wurden nicht gedruckt.

Eine fastnachtliche „Ansichtskarte“, dem Vernehmen nach vor dem Ersten Weltkrieg entstanden, belegt, dass er auch im Saarbrücker Karneval als Büttenredner aktiv war. In Reiner Müllers Dokumentation „Unser Faasenacht“ wird er als „bekanntes Büttenoriginal“ erwähnt: „Er gehörte zu den hervorragendsten Rednern seiner Zeit, nicht zuletzt, weil er seine Saabrigger Schniß wetzte und vielen aus der Seele sprach.“ Ein zugehöriges Foto zeigt ihn 1937 in der Bütt.

Eine Zeitungsnotiz von 1962 aus Anlass seines 90. Geburtstages nennt ihn „Saarbrückens letztes Original“, eine Ehre, die er sich möglicherweise von Fall zu Fall mit anderen teilen muss.

Peter Eckert