Bernd Rausch

geb. 1952 in Wemmetsweiler (Gemeinde Merchweiler im Kreis Neinkirchen)

altes Foto mit KAro HemdBildet zusammen mit Joachim „Puma“ Schmitt ein Duo, das sich mit Aktionen sowie publizistischen und literarischen Beiträgen dem Nauwieser Viertel in Saarbrücken verschrieben hat.

Aus der Feder von Rausch und Schmitt stammt die so genannte Nauwieser oder Big-Trouble-Trilogie mit den Bänden „Die Tollen & die Vollen“ (2005), „Tolldreiste Geschichten aus dem Chinesenviertel“ (2012) und „Die Schönheit des Viertels“ (2013). Darüber hinaus tritt Bernd Rausch mit zeitkritischer Publizistik zum Umgang mit dem Erbe des Völklinger Stahlmagnaten Röchling hervor.

Bernd Rausch ist gelernter Elektriker und Mediengestalter. Seit 1975 lebt er in Saarbrücken. Über drei Jahrzehnte ist er Redakteur und Herausgeber mehrerer Stadt- und Szenemagazine mit Titeln wie „Blaue Liebe“, „Voyeur“, „Stadtzeitung Saarbrücken“ und (1979-1985) „Saarhexe“. Er fungiert als Herausgeber und Gestalter der Nauwieser Trilogie und betreibt eine Homepage.

Die Erzählprosa der Trilogie verherrlicht das Nauwieser Viertel in Saarbrücken-St. Johann als Zentrum der Kreativen und Unangepassten. In der Vorbemerkung zu Band 2 heißt es, nur halb (bzw. viertel) ironisch: „Das Nauwieser Viertel muss erhalten bleiben als Projektionsfläche für das Wahre und das Gute.“ Im Unterschied zu der von den Autoren beschriebenen Epoche hat das Viertel sich längst zum Wohnbezirk für Betuchte und zum Ausgehviertel für Leute aus dem ganzen Saarland und dem angrenzenden Frankreich entwickelt.

Die im Vokabelheftformat veröffentlichten Bände mit der roten Grundfarbe auf dem Cover bieten eine Mischung aus Nonsens, Nostalgie, linkem politischem Engagement und Lokalpatriotismus. Die Autoren sind mit der vom „SZ“-Redakteur Martin Rolshausen auf sie angewandten Kennzeichnung als „Brachialpoeten“ total einverstanden.

In „Die Tollen & die Vollen“ geht es zunächst um die real existierende Szenekneipe „Bingert“ in der Nauwieserstraße, Treffpunkt und nahezu Wohnstube für die Stammgäste: „Das Publikum bestand aus einer legendären Mischung aus Alt-Hippies und New-Wavern, Streetfightern und Pazifisten, flexiblen Atheisten und Baggies (Kurzform für Baghwan-Anhänger, Anm. d. Red.), aus Musikern und Schauspielern, aus Bohemiens und städtischen Angestellten, aus verbalradikalen Soziologie-Studenten mit sicherem Bafög und Kleinkrämern, die sich in selbstverwalteten Betrieben selbst ausbeuteten.“ – Die Szene, zu der sie selber gehören, bleibt von der Ironie der beiden Viertelpoeten nicht verschont: „Man gehörte irgendwie dazu, zur Avantgarde, zur Vorhaut [sic!] der Arbeiterklasse.“ Und: „Die Klotüren standen halboffen. Das Private war hier schon immer politisch.“
Eine gewisse Melancholie angesichts der Sanierung des Viertels ist unverkennbar: „Ende der Siebziger bis Mitte der Achtziger, zurück in diese seltsame Zeit, in der noch so vieles möglich schien, aber der Zenit der Hoffnung schon überschritten war und sich Zynismus und Anpassung breitmachten“. Das Buch ist auch ein Schlüsseltext für Insider, bei dem sie die verballhornten Namen enträtseln können. Das gilt auch für die beiden anderen Bände der Trilogie.

Im Frühjahr 2019 erscheint der Band „Blaue Liebe“, scherzhaft apostrophiert als „das 4. Buch der Nauwieser Trilogie“, aber im Konzept verändert. Zum einen ist die Kurzprosa von Rausch und Schmitt ergänzt durch Gastbeiträge und Interviews, zum anderen wird nicht mehr nur das Leben im Nauwieser Viertel bespiegelt, sondern die ganze Stadt Saarbrücken gerät ins Blickfeld, u.a. durch ein Interview mit Oberbürgermeisterin Charlotte Britz.

2015 bringen die beiden Autoren gemeinsam mit Reinhard Klimmt unter dem Titel „Fußball-Liebe“ einen Band mit saarländischen Fußballgeschichten heraus.

Bernd Rausch hat zwei Bücher zu Röchling geschrieben. Im Klappentext zu „Das Erbe der Röchlings“ heißt es über ihn: „Bernd Rausch gehört zu den wenigen politisch wachen Menschen im Saarland, die bis heute an den unvorstellbaren Verbrechen, die im Namen und mit Billigung des deutschen Volkes verübt wurden, leiden. Er will keinen Schlussstrich ziehen, er stemmt sich vielmehr gegen das Verdrängungs-, Verniedlichungs- und Schweigekartell, das er hierzulande am Werk sieht.“ (RP)