August Wilhelm Iffland

geb. 19. April 1759 in Hannover, gest. 22. Sept. 1814 in Berlin

Ölgemälde mit rundem Rahmen

Iffland Porträt von Johann Friedrich Dryander

Iffland, einer der berühmtesten Schauspieler und erfolgreichsten Bühnenautoren seiner Zeit, schrieb ein Stück auf Fürst Wilhelm von Nassau-Saarbrücken und hatte in Saarbrücken den Rang eines Theaterdirektors.
Nach dem Pariser Sturm auf die Bastille werden auch die Saarbrücker Bürger aufmüpfig und richten eine Liste mit Beschwerden an Fürst Ludwig. Der macht ihnen am Ende einige Zugeständnisse, und die Bürgerschaft ist zufrieden und versichert – so wörtlich – „auf das feierlichste und heiligste, sich ruhig zu verhalten und keine empörerische Unordnungen zu begehen“. Die Krahnengesellschaft, also die Gilde der Saarbrücker Kaufleute, bestellt bei Iffland ein Huldigungsschauspiel auf den Fürsten.
Iffland ist Schauspieler am Mannheimer Nationaltheater, er hat bei der Uraufführung von Schillers „Räubern“ 1782 den Franz Moor gespielt. Auch Goethe ist ein Bewunderer von Ifflands Schauspielkunst. Inzwischen betätigt Iffland sich selber als Autor, mit seinen bürgerlichen Rührstücken ist er fast so erfolgreich wie der Star der zeitgenössischen Bühnenautoren, August von Kotzebue.

1786 sieht Fürst Ludwig in Mannheim die Uraufführung von Ifflands Stück „Bewußtsein“. Er lädt Iffland ein, gelegentlich in Saarbrücken aufzutreten und kleine Stücke für ihn zu schreiben. Iffland soll der Einladung schon bald gefolgt sein, eventuell schon im Januar, spätestens aber im März 1787. Ludwig verleiht dem Schauspieler den Titel eines Saarbrücker Theaterdirektors, Iffland hat sich aber nicht regelmäßig in der Stadt aufgehalten. Der Fürst ist ein Liebhaber des Theaters, 1786 hat er eine Laienbühne begründet, deren Aufführungen die Bürger unentgeltlich besuchen dürfen, der Fürst selber spielt mit; er hat im Schloss einen Theatersaal und im Ludwigspark eine Freilichtbühne eingerichtet, und 1786/87 lässt er am Ludwigsplatz von Balthasar Stengel, dem Sohn von Friedrich Joachim Stengel, ein Komödienhaus bauen (das in der Folge der Französischen Revolution geplündert und teilweise zerstört und 1801 endgültig abgerissen wurde). Die hier aufgeführten Theaterstücke waren „nichts anderes als Selbstinszenierungen des Fürsten vor seinen Höflingen, der Höflinge vor dem Publikum“ (Michael Jung).

Szenenfoto aus der LUASSAN-Aufführung des Saarbrücker Studententheaters THUNIS. Foto: Roger Paulet

Am 3. Januar 1790 wird anlässlich des 45. Geburtstages von Fürst Ludwig in einer Festvorstellung Ifflands Auftragsstück „Luassan, Fürst von Garisene“ uraufgeführt. „Luassan“ ist ein Anagramm aus „NassauL“, wobei das L für „Ludwig“ steht. Trotz dieses und anderer mehr oder weniger leicht zu entschlüsselnder Namensanspielungen und trotz des konkreten politischen Anlasses für die Auftragsvergabe verzichtet Iffland auf alle realen Bezüge und verlegt die Handlung des Einakters in ein fiktives orientalisches Land namens Gerisene. In seiner märchenhaften Tendenz ist es eine uneingeschränkte Verherrlichung des Saarbrücker Fürsten mit der Schlussapotheose: „Dein Volk sieht mit gerührten Blicken / auf uns, auf diesen Tag, auf Dich / ruft mit wetteiferndem Entzücken / Es lebe Vater Ludwig.“

Die Belohnung in Form einer Pension von jährlich 300 Gulden, die Ludwig ihm stiftet, sei für den hochverschuldeten Autor enttäuschend gewesen, meint Hans Bünte, der die Beziehungen Ifflands zum Saarbrücker Hof gründlich untersucht hat. Zum Vergleich: Eine Garderobenfrau habe 400 Gulden erhalten. Eine Entschädigung, meint Bünte, sei vielleicht die Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Saarbrücken 1790 gewesen, die erste in der Stadtgeschichte. Iffland hatte zuvor an den Stadtrat geschrieben: „Sie, meine Herren, haben gegen Ihren guten Fürsten, als ächte treue Deutsche gehandelt. […] Sie waren die Ersten, die mit dem Landesherren in Deutschland sich vereinigt haben. Keine Gewalt; als die Macht der Herzen, hat Sie verbunden. Dafür geleite Sie Gottes reichlicher Segen, durch das Leben. Es [sic] ruhe auf Ihrem Lande! Auf ihrer guten Stadt.“
Iffland schreibt danach nur noch mehrere kleine Stücke für die Saarbrücker Bühne. 1796 verlässt er Mannheim und nimmt ein Angebot des preußischen Königs an, die Leitung des Berliner Nationaltheaters zu übernehmen. Heute fällt der Name Iffland nur noch im Zusammenhang mit dem Iffland-Ring, der von seinem Träger an den seiner Meinung nach bedeutendsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters testamentarisch weitergereicht wird (aktuell: Bruno Ganz).

Der Saarbrücker Autor Hans Bünte schreibt in den 1980er Jahren ein Theaterstück über Iffland, das nie aufgeführt wird, der Autor arbeitet den Stoff für den SR zu einem Hörspiel um. Einige Ausschnitte verwendet er später für sein Stück „Wurres“, das 1999 zur Tausendjahrfeier der Stadt Saarbrücken in der Alten Feuerwache des Saarländischen Staatstheaters aufgeführt wird.
THUNIS, das Theater der Universität des Saarlandes, bringt Ifflands Stück 1989 unter dem leicht veränderten Titel „Luassan, Fürst von Sarisene“ (statt „Garisene“) auf die Bühne. Die Inszenierung ist persiflierend, parodierend, ohne allerdings Fremdtext dazu zu nehmen. „Das Katzbuckeln und Honig-ums-Maul-Schmieren von Iffland gegenüber dem Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken war mit ein wenig Zuspitzung schon zugleich entlarvend und komisch genug“, erinnert sich Christoph Dewes, einer der Mitwirkenden.

Das Saarlandmuseum besitzt ein Iffland-Porträt des Saarbrücker Hofmalers Johann Friedrich Dryander (1756-1812). (RP)