Albert Korn

geb. 11. Okt. 1880 in Dillingen, gest. 20. Dez. 1965 ebenda

rote PortraitzeichnungAloys Lehnert nennt in seiner „Geschichte der Stadt Dillingen/Saar“ von 1968 unter der Überschrift „Schöpferische Dillinger Kräfte“ nur einen einzigen Namen: Albert Korn. 250 von Korns Gedichten sollen von über 100 Komponisten vertont worden sein. Lehnert spricht vom „Volksdichter Korn“: „Seine Texte sind wie Volkslieder, bildhaft, schlicht in der Sprache, bewusst volkstümlich.“ Er zitiert Johannes Kirschweng mit der Aussage, Korn sei etwas altmodisch, wenn gleich sich auch echte Töne in seinen Versen fänden. Und er zitiert Franz-Josef Reichert, der in einer Sendung von Radio Saarbrücken über Korn gesagt habe: „Eigentlich singt man ihn am besten.“

SR-Mann Franz-Josef Reichert (1934-2012) hat Albert Korn noch gekannt und ihn öfter in seiner Dillinger Villa am Dimmerstein, Trierer Str. 96, besucht. In seinem Buch „Mein Dillingen“ gibt Reichert eine kurze Beschreibung von Korns Erscheinungsbild: „Die exakt nach hinten gekämmten Haare und der stets sauber gestutzte Oberlippenbart hatten etwas Preußisch-Akkurates. Er konnte aber auch lächeln. Wenn er es tat, verwandelte sich sein Gesicht in eine Landschaft von Fältchen und Runzeln, aus der die strahlenden Augen unverändert wissend und gütig herausstachen.“

Albert Korn beginnt im Jahr 1898 eine Ausbildung auf der Grube Schwalbach, 1904 wird er Königlicher Schichtmeister und Sekretär der Grube Heinitz. Ab 1907 arbeitet er bei der Knappschaft, zuletzt als Amtmann. 1924 scheidet er wegen eines Nervenleidens aus dem Beruf aus und konzentriert sich ganz aufs Dichten. 1936 zieht er von Saarbrücken wieder in seine Geburtsstadt Dillingen, wo er bis zu seinem Tod lebt. Als der Saarländische Kulturkreis e.V. so genannte Heimatstuben einzurichten beginnt, widmet er die zweite 1975 Albert Korn. Für seine kulturellen Verdienste erhält Korn das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

Zu seinen Lebzeiten erscheinen elf Bände mit Gedichten und Liedtexten von Albert Korn. Seine Themen sind die Natur, Gottesfurcht, die Heimat, die Familie, die Mutter, das Lob des Fleißes und der harten Arbeit; er beschwört die gute alte Zeit und verdammt die Großstadt und die moderne Zivilisation. Bei der Rezeption seiner Lieder und Gedichte nach dem Zweiten Weltkrieg wird Korns national-konservatives bis NS-nahes politisches Engagement verschwiegen.

Korn debütiert mit patriotischen Gedichten unter dem Titel „Mit Herz und Hand für’s Vaterland“, Untertitel: „Kriegsgedichte aus großer Zeit“, die im Verlag der Saarbrücker Buchhandlung Bock & Seip erscheinen. Als Erscheinungsjahr wird 1914 angegeben, es werden Ereignisse bis in den Spätherbst dieses ersten Kriegsjahres besungen. Typische Titel: „Deutsches Landwehrlied 1914“, „Die Helden der ‚Magdeburg‘“ oder „Wie wir das Eiserne Kreuz erwarben“. Bei aller Kriegsbegeisterung enthält Korn sich aller Hasstiraden auf Deutschlands Kriegsgegner.

Zu Beginn der 30er Jahre, als das Völkerbundsmandat fürs Saargebiet auszulaufen und sich die Frage der Staatszugehörigkeit zu stellen beginnt, macht Korn unter dem Titel „Die Heimkehr“ („Allen Freunden schlichter, deutscher Volksart und Liederweise zugeeignet!“) Propaganda für den Anschluss ans Deutsche Reich. In seinem „Saarlied“ heißt es: „Schirmend reck‘ ich meine Arme: / Saarland, nimmer laß ich dich; / Deutsch im Glück und deutsch im Harme, / Bist du unser ewiglich!“

1934, als die Nazis in Deutschland an die Macht gekommen sind, legt er ein „Bekenntnis der Saar zum Reich“ ab, erweist „Deutschlands Hakenkreuzbanner“ seine Referenz, preist den „Recken“ Adolf Hitler, den Gott als Führer und Retter gesandt habe, und gedenkt pathetisch des von den Nazis zum Märtyrer stilisierten Leo Schlageter.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Korns Ton kaum verändert, etwa in seinem Lied aufs das Saarland, 1954 veröffentlicht. 1959, nach der zweiten Saarabstimmung,  ist bei ihm immer noch vom Saarland als „Grenzmark“ und von den „saardeutschen Gauen“ die Rede, und unter dem Titel „Saarvolk fand heim!“ dichtet er: „Nun breite die Schwingen, mein deutscher Aar / Und trage die Botschaft in alle Welt, / Daß frei und deutsch wieder strömt die Saar, / Und Deutschland uns wieder am Busen hält.“ Und noch 1958 in den „Vahzehlches“ gibt es den jüdischen Geldverleiher Itzig. ZITAT

Insgesamt aber stehen nun andere Themen im Vordergrund. Als die Stadt Dillingen drei Jahre nach Korns Tod einen Band mit Gedichten herausgibt, werden keine Kriterien für die Textauswahl genannt, aber alles ist politisch gesäubert, und Bürgermeister Gerhard Leonardy schreibt zum Geleit: „Man wird auf eine Spur des wahren Sinns unseres Daseins auf Erden gebracht.“ (RP)