Schwalbach

 

Ortsdurchfahrt Hülzweiler. Foto I. Plettenberg

Die Großgemeinde Schwalbach im Kreis Saarlouis liegt südlich von Saarwellingen und östlich von Saarlouis. Sie umfasst drei Ortsteile:  Elm (mit den ehemals selbständigen Dörfern Sprengen, Derlen und Knausholz), Hülzweiler und Schwalbach mit Griesborn. Ursprünglich waren im Zuge der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform auch Bous und Ensdorf   eingemeindet worden, doch deren Bürger und Bürgerinnen setzten mit ihren Protesten durch, dass die Gemeinden ihre Eigenständigkeit zurückerhielten.

In Schwalbach und seinen Ortsteilen leben heute fast 18.000 Menschen. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen sind weiblich, und die überwiegende Mehrheit katholisch.

Griesborn, Kompressorhaus mit Grubenhund. Foto I. Plettenberg

Schwalbach gehört zu den frühesten Standorten des Steinkohle-Bergbaues im Saarland; schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde u.a. in Griesborn, Knausholz und Derlen Kohle abgebaut. Diese Tradition endete in den 1950er Jahren. Was übrigblieb, sind ein Schmiede- und Schlossermuseum im denkmalgeschützten alten Kompressorenhaus der Grube Griesborn und ein Grubenhund (auch Kohlenhund genannt) auf Schienen, dort abgestellt mit der Aufschrift „Glück auf“ und der Jahreszahl 1999. In dem Jahr wurde das Museum eröffnet.

Griesborn Mundloch Stollen nach Ensdorf 2019

Ein paar Schritte weiter hangabwärts liegt auf RAG-Gelände noch der Eingang zum Stollen nach Ensdorf, durch den ab 1842 bis zur Einrichtung eines eigenen Bahnanschlusses die in Griesborn geförderte Kohle 2350 Meter weit mit Pferdewagen zur Saar transportiert wurde. Eine weitere Erwerbsquelle neben dem Bergbau war damals die Schwalbacher Papierfabrik mit etwa 50 Arbeitsplätzen.

Im Tal des sieben Kilometer langen Sprenger Baches in Elm-Sprengen bildeten vom 15. bis ins 20. Jahrhundert die Getreide-, Loh-, Öl- und Pulvermühlen einen bedeutenden Wirtschaftszweig. Die letzte Mühle hörte 1962 auf zu mahlen. Keine dieser Mühlen ist noch vollständig erhalten; einige gingen schon im 30-jährigen Krieg unter. Doch auf dem 2013 eröffneten Mühlenweg durch das Sprenger Bachtal sind noch Reste von insgesamt vierzehn Mühlen zu besichtigen. Im Schwalbacher Gemeindewappen erinnert ein Mühlrad an sie, wie das Symbol von Eisen und Schlegel an den Kohlebergbau.

Freilichtbühne Hülzweiler. Foto I. Plettenberg

Heute ist Groß-Schwalbach vor allem Wohngemeinde für die Beschäftigten der Industrie in der Region; die Ford-Werke Saarlouis, die Dillinger Hütte und metallverarbeitende Betriebe liegen praktisch vor der Haustür. In allen Ortsteilen gibt es (noch) ein vielfältiges Vereinsleben. Besonders treten dabei die Volksbühne Hülzweiler, die die überregional bekannte Freilichtbühne bespielt, und der Förderverein der Heimatkunde Hülzweiler mit seiner Webseite „von-huelzweiler“ und seinem Domizil Dickfranzenhaus in der Hauptstraße 211 in Hülzweiler in Erscheinung. Der Förderverein sammelt nicht nur historische Dokumente und Fotos und arbeitet die Dorfgeschichte auf; so überträgt der hochbetagte Heinz Bernard alte Chroniken in digitale Textdateien und macht sie damit auch für Nachgeborene zugänglich, die die alten Handschriften nicht mehr lesen können.

Auf seiner Webseite pflegt der Verein auch die Erinnerung an den Lehrer Nikolaus (Claus) Schmauch (1898 – 1979). Der in Bardenbach (heute Stadtteil von Wadern) geborene Autor unterrichtete von 1922 bis 1929 an der Katholischen Volksschule Hülzweiler. Das Schulhaus in der Laurentiusstraße gibt es nicht mehr; es lag genau gegenüber der 1909 geweihten katholischen Pfarrkirche St. Laurentius.  Die Jahre in Hülzweiler waren sehr wichtig in Claus Schmauchs Leben. Nicht zuletzt etablierte er sich hier als Schriftsteller, schrieb seinen ersten Roman, „Im Hexenwahn“ (1924), ein kleines Bändchen mit Erinnerungen an seine Zeit als Soldat im Ersten Weltkrieg (1926) und zahlreiche volkskundliche Beiträge. Auch im kulturellen Leben des Dorfes spielte er eine Rolle als Mitbegründer der 1927 eröffneten Freilichtbühne, für die er auch Stücke schrieb und inszenierte.

Jahrzehnte später, 1962, kam in Schwalbach-Griesborn der spätere Autor und Medienkünstler Andreas H. Drescher zur Welt. So liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei dem Dorf in seinem Roman „Kohlenhund“ (2018) um Schwalbach-Griesborn handelt: das Dorf, in dem der Bergmann Albert Grün 1989 seinem Enkelsohn Michael Velten sein Leben erzählt, während er im Sterben liegt. Doch leider geht der Autor mit Details, die den Schauplatz erkennbar machen, sehr sparsam um. So erwähnt er die Halde der Grube Duhamel, „Großvaters Grube“. Die befindet sich zwar in Ensdorf, doch die Halde ist auch von Schwalbach-Hülzweiler aus zu sehen; 1957 wurden die Zechen Duhamel und Griesborn zusammengelegt zur Grube Ensdorf.  Albert Grüns Großvater mütterlicherseits, so heißt es im Roman, musste jeden Tag zweimal den Weg zu seiner Grube laufen: „von Ludweiler, über Werbeln, Wadgassen, Bous, bis zum Schacht I“. Der wiederum lag auf Griesborner Territorium.

In Schwalbach zu Hause war der Kunst- , Landes- und Kulturhistoriker Günter Scharwath (1934-2017). Hier entstand auch sein letztes und monumentalstes Werk, „Das große Künstlerlexikon der Saar-Region. Fertigstellen konnte er es noch; er starb aber, kurz bevor der Geistkirch Verlag den umfangreichen Band – 6330 Einträge auf fast 1200 Seiten – 2017 der Öffentlichkeit präsentierte. (IP)