Schiffweiler

 

Die Gemeinde Schiffweiler liegt ziemlich genau in der Mitte des Landkreises Neunkirchen und besteht seit der Gebiets- und Verwaltungsreform von 1974 aus vier Ortsteilen: Heiligenwald, Landsweiler-Reden, Stennweiler und dem namengebenden Schiffweiler. Letzterer ist – 893 erstmals urkundlich erwähnt – der größte und geschichtsträchtigste der Ortsteile und nicht nur gefühlt auch der Mittelpunkt der Gemeinde.

Das alte Wappen des selbständigen Ortes Schiffweiler von 1953 gibt deutlich wieder, was diesen über Jahrhunderte prägte: Der schwarze Schild symbolisiert den Bergbau, und das hierzulande kaum bekannte achtspeichige Glevenrad (oder Lilienhaspel) in der Mitte erinnert an das aus dem Rheingau stammende Rittergeschlecht derer von Greiffenclau zu Volradt. Diese einflussreiche Familie ist in unserer Region ab etwa 1390 nachgewiesen; ihr gehörte ein Teil Schiffweilers, und von noch größerer Bedeutung: Sie betrieb Eisenschmieden und Kohlegruben. Das wohl älteste Dokument zur hiesigen Montangeschichte, ein „Rachtungsbrief und Vertrag“, war 1430 zwischen der Gräfin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken und Ritter Friedrich von Greiffenclau zu Volradt abgeschlossen worden: eine Art Verzichtserklärung seitens des Ritters auf die genannten „eisenschmiiten und kohlengruben“ in Sinnerthal und Schiffweiler.

Das „neue“ Wappen von 1976 integriert neben dem Schiffweiler Glevenrad Symbole der übrigen Ortsteile, darunter auch Schlägel und Eisen gekreuzt und in Schwarz aus den früheren Wappen von Heiligenwald und Landsweiler-Reden.

Alte Industriedenkmäler und ein Zukunftsort

Hatte schon Fürst Wilhelm Heinrich die sog. „Kohlengräberei“ durch die Einführung des Kohleabbaus mittels Anlegung von Stollen modernisiert, wurde nach 1816 unter preußischer Verwaltung der Steinkohlebergbau, spätestens ab Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem auch dank technischer Neuerungen forciert. Gruben entstanden in Reden und Itzenplitz (benannt nach dem preußischen Handelsminister Graf Heinrich Friedrich von Itzenplitz), was den Zuzug von Arbeitern mit ihren Familien beförderte. Der Anstieg der Bevölkerung ging einher mit einem wirtschaftlichen Aufschwung, der über viele Jahrzehnte andauerte, den Menschen Lohn und Brot gab, dann aber mit dem Niedergang der Montanindustrie im Jahre 1995 jäh endete.

Inzwischen zählt die Verbandsgemeinde rund 16.000 Einwohner, und sie ist bemüht, das „Bergmannsdorf des 20. Jahrhunderts … zur Wohn- und Dienstleistungsgemeinde“ umzuformen. Zeugnisse der Industriekultur sollen erhalten werden, darunter charakteristische Gebäude der ehemaligen Grube Itzenplitz, zu dem auch der malerisch gelegene Itzenplitzer Weiher (mit dem historischen Pumpenhaus) gehört, sowie noch einige typische Bergmanns-Prämienhäuser.

Besonderes Augenmerk gilt dem „Zukunftsort Reden“. In Verwaltungsgebäuden des ehemaligen Bergwerks wurden ab 2007 diverse Landesbehörden und auch das „Institut für Landeskunde im Saarland e. V. (IfLiS)“ untergebracht. Seit 2008 befindet sich auf dem alten Grubengelände der dem Themenkomplex Urzeit gewidmete Freizeit- bzw. Edutainment-Park „Gondwana – Das Praehistorium“.

Geburtsort von Joho

Johannes Hoffmann, der erste Ministerpräsident des (autonomen) Saarlandes, wurde 1890, während der Hochzeit des Kohlebergbaus, in Landsweiler-Reden geboren.

Der Publizist, Übersetzer und Erzähler Ernst Bingen verarbeitete persönliche Erinnerungen, vor allem aus seiner Schiffweiler Jugendzeit, in dem Fortsetzungsroman „Hinter den Halden das Dorf“ (nur in der „Saarbrücker Zeitung“ 1978/79 veröffentlicht). In Schiffweiler wohnt der ehemalige saarländische Umweltminister Stefan Mörsdorf, der 2018 mit dem Buch „Schritt für Schritt“ hervorgetreten ist. Darin schildert er seine Pilgerwanderung von Hornbach nach Metz, die er nach einer schweren Erkrankung angetreten hat. (RS)