Quierschied

 

Quierschied ist eine Gemeinde im Saarkohlenwald und gehört zum Regionalverband Saarbrücken. Sie ist 1974 durch Zusammenschluss der bis dahin dem Amt Quierschied angehörenden Gemeinden neu gebildet worden. Heute zählt die Gemeinde rund 13.000 Einwohner und besteht aus den Ortsteilen Quierschied, Fischbach-Camphausen und Göttelborn.

Der Name Quierschied erscheint erstmals in der Form „Quirneiscet“ in einer Urkunde Ottos III. vom 14. April 999. Der erste Bestandteil des Namens kommt vermutlich von althochdeutsch quirn = Mühle, das „scet“ steht für „Scheid“ = bewaldete Erhöhung, Wald.

Im 18. und 19. Jahrhundert kam es zu einer raschen Aufwärtsentwicklung durch die Glashütte im Quierschieder Wald und die zunächst im Zusammenhang mit ihr betriebenen Grubenstollen. 1871 bzw. 1887 wurden die Bergwerksanlagen der Steinkohlengruben Fischbach-Camphausen und Göttelborn errichtet, die einst eine der wichtigsten saarländischen Gruben war.

Sandstein Satur mit Metall Rohr

Glasbläser-Skulptur

Die Quierschieder Glashütte hat eine erstaunliche Entstehungsgeschichte. Ein leibeigener Dorfbewohner namens Johannes Frantz stellte bei seinem Landesherrn in Saarbrücken den Antrag, eine Glashütte gründen zu dürfen. Dies wurde ihm am 7. Juli 1779 genehmigt. Den Arbeitern wurde Personal-Freiheit gewährt, aber der Unternehmer blieb der Leibeigenschaft unterworfen. Um den Betrieb in Gang zu bringen, musste Johannes Frantz, der weder lesen noch schreiben konnte, sich bei der Saarbrücker Kaufmannsfamilie Köhl Kapital leihen. Weil die Hütte zunächst nicht rentabel arbeitete, häuften sich die Schulden, so dass es im Dezember 1782 zur Zwangsversteigerung kam. Die Glashütte ging in den Besitz der Familie Köhl über. 1907 verkaufte sie das Unternehmen an die Firma Vopelius in Sulzbach. Wegen schwieriger Absatzlage wurde der Betrieb in Quierschied 1909 geschlossen. Die Fabrikanlagen wurden abgerissen. Viele der ehemaligen Werkswohnungen stehen heute noch „In der Reih“, auch der Name der Glashütter Straße erinnert an die ehemalige Industrie.

Als Fürst Ludwig seinerzeit den Betrieb der Glashütte genehmigte, erlaubte er dem Hüttengründer Johannes Frantz, die benötigten Kohlen auf eigene Kosten im Quierschieder Bann zu graben. Die Glashüttengrube wurde 1817 von der preußischen Verwaltung übernommen.

Nach dem Auslaufen der Kohleförderung musste Quierschied sich einem Strukturwandel unterziehen und definiert sich heute als „attraktive Wohngemeinde“ und „interessanter Wirtschaftsstandort“. Die waldreichste Kommune des Saarlandes wirbt auch mit ihrem Freizeitwert für Naherholungsuchende.

hoher weisser turm

Kraftwerk

Quierschied ist ein Kraftwerksstandort (Weiher III) der Evonik Power Saar GmbH. Hier wird aus Steinkohle und Grubengas elektrischer Strom und Fernwärme erzeugt. Der Schornstein von 232 Metern ist der höchste des Saarlandes. Steinkohle für das Kraftwerk wurde bis zur Schließung u. a. aus der nahegelegenen Grube Göttelborn geliefert.

Bild von weißen reisen

Der Weiße Riese

Um überregionale Aufmerksamkeit wirbt Quierschied mit seinen industriellen Kulturdenkmälern, unter denen der so genannte Weise Riese, das Fördergerüst von Schacht IV, im wörtlichen Sinn hervorragt. Industriegeschichtlich bedeutsam ist der Hammerkopfturm der Grube Camphausen. Unter Denkmalschutz steht auch das Ensemble des Knappschaftskrankenhauses.

Zu den kulturellen Einrichtungen in Quierschied gehört das Heimatmuseum, das Themen der früheren Industrialisierung präsentiert, u.a. die frühgeschichtliche Eisenschmelze, die ehemalige Eisenschmelze Fischbach, die Glashütte Quierschied, den Bergbau.

Quierschied gehört zu den saarländischen Gemeinden, die noch über eine öffentliche Bibliothel verfügen.

Bild vom Eingang

Kulturhaus Q.lisse

Die Suche nach einer auch städtebaulich neuen Identität markiert das 2017 in der Ortsmitte eröffnete Haus der Kultur mit dem Namen Q.lisse. Es stellt nicht nur ein bemerkenswertes Stück zeitgenössische Architektur dar, sondern ergänzt auch das bestehende Ensemble aus Rathaus und Kirche.

Prominenteste Persönlichkeit ist der Sportler Armin Hary, der1958 auf einer Aschenbahn die 100 Meter in 10,0 Sekunden lief. Der gelernte Feinmechaniker ist 1937 als Sohn eines Bergarbeiters in Quierschied geboren.

Die Heimatdichterin Mathilde Mathis (1887-1951) ist in Quierschied als Tochter eines Königlich-Preußischen Maschinensteigers zur Welt gekommen. Die katholische Lehrerin hat ihr eigentliches Wirken nicht in Quierschied, sondern seit 1913 in Hühnerfeld (Sulzbach) entfaltet, wo sie noch heute in Ehren gehalten wird. Sie ist erstmals 1928 mit historischen „Erzählungen von der Seele der Heimat“ hervorgetreten, die im Köllertal spielen.

1957 in Quierschied zur Welt gekommen ist der Musikwissenschaftler und Lyriker Markus Waldura, der sich als nimmermüder Beobachter immer wieder von den Veränderungen in Natur und Umwelt überraschen lässt.

Aus Quierschied stammt auch die Schauspielerin und Schriftstellerin Safia Monney (Jahrgang 1979), die seit 2008 in Paris lebt.