Heusweiler

 

Heusweiler ist eine Gemeinde mit rund 18.000 Einwohnern im Regionalverband Saarbrücken. Wenn im Saarland der Name Heusweiler fällt, denkt man zunächst an zwei Dinge: an die Sendeanlage und an die Brauerei.

Der Sendemast auf dem Kahlenberg war seit 1935 ein Wahrzeichen in der Landschaft. Wer auf der A 8 durchs Saarland fuhr, musste seit Ende der 70er Jahre in der Höhe von Heusweiler unter einem Stahlgitter hindurch, das der Abschirmung von Strahlen diente. Mit der Errichtung eines weiteren, 120 m hohen Antennenmastes wurde Heusweiler 1965 zum stärksten Mittelwellensender der ARD; von 1973 bis 1994 wurde von hier aus das SR-Radioprogramm „Europawelle Saar“ ausgestrahlt. Danach wurde das Programm des Deutschlandfunks verbreitet. Zum 31.12.2015 wurde der Betrieb aller ARD-Mittelwellensender eingestellt. Mast und Faradayscher Käfig sollen 2018 abgebaut werden. Eine Besonderheit der Anlage war das öffentliche Schwimmbad (2007 geschlossen), dessen Becken mit dem aufgewärmten Kühlwasser des Senders gefüllt wurden.

Die Grosswald-Brauerei, um 1860 im heutigen Heusweiler Ortsteil Eiweiler gegründet, befindet sich noch heute in Familienbesitz. Sie gehört zu den wenigen Brauereien, die dem Saarland gelieben sind. Ein weiterer besonderer Betrieb ist die Orgelbaufirma von Hugo Mayer, 1952 in Brebach bei Saarbrücken gegründet, 1957 nach ihrem heutigen Firmensitz in Heusweiler verlagert.

Die heutige Gemeinde, von der Fläche her die drittgrößte im Regionalverband Saarbrücken, entstand 1974 durch die Zusammenlegung von Eiweiler, Heusweiler, Holz, Kutzhof, Niedersalbach, Obersalbach-Kurhof und Wahlschied. Heusweiler, der größte Gemeindebezirk, ist Verwaltungssitz.

Die erste urkundliche Erwähnung Heusweilers („Huswilre“) stammt aus dem Jahr 1274; Funde aus der Römerzeit beweisen, dass der Ort schon früher besiedelt war.

Grube Dilsburg

Heusweiler versteht sich heute „in erster Linie (als) eine Wohn- und Dienstleistungsgemeinde mit dem Ausstattungsgrad eines Unterzentrums“ (Zitat von der Homepage der Gemeinde). Während Obersalbach noch von der Landwirtschaft geprägt ist, erkennt man in Holz noch viele so genannte Prämienhäuser als Zeugnisse der Bergbauvergangenheit. Heusweiler und seine Ortsteile wurden einst von vier Bergwerken tangiert. Das Schachtgerüst der Grube Dilsburg wurde 1977/78 errichtet und ist das einzige erhaltene Fördergerüst in Turmbauweise im saarländischen Bergbau. Es steht ebenso wie das Schachtgerüst des Holzer Westfelds als Nebenanlage von Göttelborn unter Denkmalschutz.

Ölmühle Berschweiler

Trotz eines regen Vereins für Industriekultur und Geschichte hebt die Gemeinde in ihrer Selbstdarstellung nicht besonders ab auf die Zeugnisse der Industriekultur. Herausgestellt wird die aus den 1760er Jahren stammende ehemalige Ölmühle in Berschweiler, die sich in Privatbesitz befindet.

Bietschieder Schlösschen

Das so genannte Bietschieder Schlösschen, ein Herrenhaus, das der Holzhändler und Heusweiler Bürgermeister Heinrich Wahlster Anfang des 19. Jahrhunderts errichten ließ, diente nach dem Zweiten Weltkrieg als Reha-Zentrum der Saarbergwerke; seit 2014 ist das Gebäude ungenutzt. Es steht ebenso wie der Ortskern von Bietschied mit mehreren barocken Wohnstallhäusern aus dem 18. Jahrhundert unter Denkmalschutz.

Filialkirche Maria Königin in Obersalbach

Eine architektonische Attraktion ist die Filialkirche Maria Königin in Obersalbach (Grundsteinlegung 1996), sowohl wegen des von den Saarbrücker Architekten Thomas Britz und Peter Alt entworfenen ungewöhnlichen Gebäudes, als auch wegen der Glasfenster des Londoner Künstlers Brian Clarke. Die Orgel stammt natürlich vom Heusweiler Orgelbaumeister Hugo Mayer.

An naturnahen Wanderwegen gibt es den Hootzemonn [mundartl. für Hirschkäfer]-Wanderweg um Eiweiler und die Wanderwege durch das Wildfreigehege Kallenborn in Obersalbach.

Kulturelle Veranstaltungen finden statt in den Ortsteilen, in der Kulturhalle am Markt und im Rathaus. Die Kammermusikreihe im Rathausfestsaal (9 Konzerte im Jahr 2018) ist, wenn auch nicht übermäßig nachgefragt, ein kulturelles Prestigeprojekt. Die „Aktion Kultur Heusweiler“ ist ein 2012 gegründeter gemeinnütziger Verein, der sich vor allem der Musik widmet. Ein eigenes kulturelles Profil zu entwickeln, dürfte schwierig sein in einer Gemeinde, die so nahe an der Landeshauptstadt mit ihrem großen kulturellen Angebot liegt; mit der Saarbahn erreicht man Saarbrücken in einer guten halben Stunde.

Heusweiler verfügt über keine kommunale, nur über eine konfessionelle öffentliche Bibliothek. Die Gemeinde ist bisher von der Literatur vernachlässigt worden. In den „Köllertaler Skizzen“ von Georg Fox finden sich Reportagen ohne literarischen Anspruch zur Grosswald-Brauerei und zur Ölmühle Berschweiler. Die Literatur wird in Heusweiler vertreten durch zwei erfolgreiche Unterhaltungsschriftstellerinnen, Angelika Lauriel und Deana Zinßmeister. Eine exemplarische Bestandsaufnahme der Verluste, wie sie seit den 1950er Jahren in ihrem Heusweiler Ortsteil eingetreten sind, legt Margot Greff mit ihrem Buch „Mein Wahlschied“ vor. (RP)