Freunde erinnern sich an Fred Oberhauser

Es ist Sonntag, der 18. Juni 2017. Ich stehe exakt an der Stelle, die auf der Titelseite dieses Büchleins abgebildet ist, mitten auf der Straße – dort, wo auch mein Vater Fred Oberhauser stand: auf der Straße nach Tarquimpole in Lothringen, kurz vor der Einfahrt in das Château d’Alteville (das Haus links gehört zu dem Gebäude, das das Château zur Straße hin abgrenzt). Ich bin, wie so oft in den letzten Monaten, wieder „mit ihm“ unterwegs, was gerade in Lothringen leicht und zugleich schwer fällt. Mein Vater war hier wohl schon überall, insofern leicht, aber er ist nun mal nicht mehr da – und das fällt immer noch schwer … Als wir – seine Familie und mit uns mehr als 100 Trauergäste – nach seiner Beerdigung und dem Gottesdienst am 12. Februar 2016 alle noch „beim Woll“ in Spicheren zusammensaßen, haben mich viele der Anwesenden auf meine kleine Rede während der Trauerfeier angesprochen und die von mir darin teilweise nur angedeuteten „wichtigen Ereignisse“ im Leben meines Vaters ergänzt oder weitererzählt. Das hat mich tief berührt und sehr beeindruckt. Zum einen, weil sie sich so dankbar und begeistert an ihre Zeit mit ihm erinnert haben, zum anderen, weil ich selbst so viel noch nicht wusste, obwohl ich mit ihm gerade in den letzten Jahren oft unterwegs war und wir viel miteinander geredet haben. Er in seiner Paraderolle als Disziplinen und Kulturen vernetzender „Geschichte-Erzähler“ und ich als neugieriger Zuhörer und fleißiger Mitschreiber. Noch im Laufe dieses Abends „beim Woll“ kam mir der Gedanke, ein Büchlein über meinen Vater herauszugeben: „Da ist noch so viel, was noch nicht bekannt ist – so viele kleine persönliche Erinnerungen, die einfach nicht in Vergessenheit geraten dürfen.“

Ich hatte allerdings noch keine Idee, wie ich das Büchlein füllen sollte bzw. wen ich fragen könnte, ob er oder sie einen Text dazu beitragen würde. Auch über die „Textsorte“ war ich mir nicht im Klaren. Auch spürte ich schnell, dass ich dieses Projekt nicht alleine werde stemmen können – nicht nur wegen der vielen Episoden und Erinnerungen, die ja nicht meine eigenen waren. Da kam mir der Gedanke, drei Personen um Mithilfe zu bitten. Personen, die ich selbst kannte und die als ehemalige „Schüler“ und Arbeitskollegen meines Vaters nicht nur das Wissen um so ein Vorhaben hatten, sondern sicherlich auch verstehen würden, was ich will. Die mit mir gemeinsam herausfänden, was der Inhalt sein könnte und welche Wegbegleiter ich um einen Text für das Büchlein bitten sollte.

Danke Stefan Miller, Rainer Petto und Ralph Schock für Eure Bereitschaft, mich zu unterstützen und mich mit (Adress)Material zu versorgen. Danke, dass ihr mir gerade am Anfang mit Euren Rückmeldungen und Anregungen das sichere Gefühl gegeben habt, dass dieses Büchlein „eine schöne Idee“ ist. Danke auch dafür, dass Ihr mich darin bestätigt habt, dass dieses Büchlein „nur“ ein Büchlein für Freundinnen und Freunde, Wegbeleiter meines Vaters ist. Nicht im Handel erhältlich, in kleiner Auflage und im Selbstverlag herausgegeben. Mit unserer Wunschliste machte ich mich nach Ostern 2016 an die Arbeit. Ohne Vorgaben an die Autorinnen und Autoren, nur mit der Bitte, einen Text über meinen Vater beizutragen. Die Textsorte war egal. Das Resultat: Nach vielen Telefonaten, Mails und persönlichen Besuchen lagen mir bis im Herbst 22  Zusagen vor – bei nur einer Absage und zwei nicht beantworteten Anfragen. Ende Januar dieses Jahres waren alle Beiträge da, zum kleinen Teil auf Schreibmaschine getippt oder auch als bereits veröffentlichte Texte in gedruckter Form vorliegend. Mein Bruder Martin, mit dem Literaturportal schon reichlich beschäftigt, bot mir beim Erfassen „in Word“ seine Hilfe an: Lena Grosklos, ehemalige Auszubildende in seiner Agentur,  erfasste die Texte, und die Mediengestalterin Cathy Kirn setze alle in die jetzt vorliegende Form. Herzlichen Dank dafür.

Auch der Vorschlag für das Titelbild kam von Martin. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, wo ich den ersten Entwurf des Büchleins vor mir sah. Martins Kommentar in der Mail vom 6. Juni 2017: „Schau mal Dein Büchlein … Text läuft doch schon ganz gut!“ – da hatte ich meinen Aufenthalt im Château d’Alteville schon lange geplant. Martin wusste davon nichts.

Was jetzt vor Euch / Ihnen liegt, ist das Ergebnis dieser Arbeit: eine kleine, feine Sammlung wertvoller Erinnerungsstücke an Fred. Mit ein paar wenigen Redundanzen, überraschenden Schnittstellen und einigen mir noch nicht bekannten Begegnungen. Ich danke allen Autorinnen und Autoren fürs Mitschreiben, für ihre Texte, für ihren Zuspruch und für ihre meinem Vater gegenüber zum Ausdruck gebrachte hohe Wertschätzung.

Ich habe davon abgesehen, sie alle in einer Übersicht am Ende des Büchleins kurz vorzustellen, ihren jeweiligen Bezug zu Fred erläuternd. Das können die Texte viel besser …

Stephan Oberhauser, im November 2017


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